Der zweite Frieden von Cateau-Cambrésis am 03.04.1559 beendete den Hegemonialkonflikt zwischen Frankreich
unter Heinrich II (Valois) und Spanien unter Philipp II (Habsburg) um die Vorherrschaft in Europa, bei
der sich Spanien durchsetzen konnte. Philipp erhielt die Bestätigung der italienischen und burgundischen
Besitzungen und das 1536 an Frankreich verlorene Herzogtum Savoye. Spanien war seitdem bis zum Abfall der
Niederlande seit Ende des 16. Jahrhunderts die unbestrittene Führungsmacht
in Europa und Amerika.
Von globaler Bedeutung waren die mündlichen Absprachen, die während der Friedensverhandlungen getroffen wurden. Sie sollten nur
für Europa, aber nicht für jenseits der "Linie" gelten. Mit "Linie" war im Westen der alte Nullmeridian,
der durch die westlichste Insel der Kanaren (Hierro) verläuft, und im Süden der nördliche Wendekreis des
Krebses gemeint. Damit war für die außereuropäischen Meere und Territorien ein gesetzesfreier Raum definiert,
in dem, auch wenn in Europa Frieden herrschte, weiterhin das Faustrecht galt. Die Welt war in einem Raum, in dem
Recht und Gesetz galten, und einen gesetzlosen Raum geteilt. Die Achillesferse der spanischen Weltmacht,
der Transport des Silbers aus Peru und Mexiko nach Spanien, war so weiterhin den Angriffen der französischen,
niederländischen und englischen Freibeuter ausgesetzt. Auf Francis Drake, im englischen Auge ein Seeheld und im
spanischen Auge ein Pirat, geht der Ausspruch "No peace beyond the line!" zurück. Erst im Pyrenäen-Frieden von 1659,
der den spanisch-französischen Konflikt innerhalb des Dreißigjährigen Kriegs beendete, wurde die Bestimmung
aufgehoben. Hugo Grotius lieferte 1604 mit seinem Rechtsgutachten "De jure Praedae" (Über das Prisenrecht)
eine naturrechtliche Begründung für die Freiheit der Meere (Mare Liberum), den eine Rechtfertigung für die
Kaperung portugiesischer Karacken in Asien durch niederländische Freibeuter (St. Catarina-Zwischenfall) lieferte.