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1375: Die schlechten und die guten Regierungsformen
Die schlechten und die guten Regierungsformen. Frontispiz in Nicolas Oresme, Les Politiques d'Aristote (um 1375).
Brüssel, Bibliotheke Royale.
Die von Nikolaus von Oresme ins Französische übersetzte und Herzog Karl V. von Burgund gewidmete Ausgabe der "Politika" ist die kleinere Fassung einer wohl vier Jahre zuvor erschienenen größerformatigen, die Oresme für den Herzog verfasste. Der Illustrator kategorisiert die Regierungsformen nach der Textvorlage gemäß dem Umgang der Obrigkeit mit den Untertanen. Die Monarchie, legitimiert durch den Ausgleich des Kronrats, sieht Aristoteles als beste der möglichen Regierungsformen, während auf der Gegenseite der ohne Rat regierende Tyrann seine Untertanen von Schergen foltern und morden lässt. Die zweitbeste Regierungsform ist die Aristokratie als Ständekollegium, deren Perversion die Oligarchie: Die Untertanen werden gefoltert und getötet, das bewaffnete Kollegium ist zerstritten. Die untere Bildebene zeigt nicht die Politie gemäß Aristoteles´ Text, sondern die Timokratie, die Herrshcaft der Reichen und Geldbesitzer, als dreiköpfiges Ratskollegium, das untereinander und mit den Untertanen den Dialog sucht. Die Demokratie gilt Aristoteles als deren Perversion deshalb, weil sie nur den Armen Vorteil biete. Das schwer bewaffnete Regierungskollegium wendet harte Strafen gegen die Untertanen an, doch lässt sie nicht köpfen. Das Subjekt der demokratischen Herrschaft sind die neidischen Armen, nach Thomas von Aquin: populus totus erit quasi unus tyrannus (De regimine principum). Quelle: von Plessen, Marie-Louise (Hrsg.): Idee Europa. Entwürfe zum "Ewigen Frieden". Berlin: Henschel Verlag 2003. S. 73 ff.
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Um 1370 ließ der französische König Karl V. die Hauptschriften des Aristoteles durch Nicolas Oresme übersetzen
und illustrieren. Als Frontispiz diente eine Illustration der Textstellen, in denen Aristoteles die guten und
schlechten Regierungsformen miteinander vergleicht.
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