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Um 1115: Investiturstreit


Heinrich IV., unterstützt durch Abt Hugo von Cluny, seinem Taufpaten, bittet die Marktgräfin Mathilde von Tuscienum um Vermittlung bei Papst Gregor VII. Inschrift:" Der König bittet den Abt, auch Mathilde fleht er an".Aus Donizo: Vita der Mathildis, Pergament, vor 1114 in Oberitalien, in der Biblioteca Apostolica Vaticana im Vatikan

Quelle: www.heiligenlexikon.de

"Im 11. und 12. Jahrhundert eskalierte der Konflikt zwischen Kirche und Staat um die Rolle der weltlichen Herrscher bei der Amtseinsetzung von Bischöfen und Äbten. Dabei war vor allem strittig, dass der Landesherr dem geistlichen Würdenträger Ring und Stab überreichte, die Symbole seiner geistlichen Autorität. Auch die "Laieninvestitur", die Einsetzung von Nicht-Geistlichen ins Bischofsamt, die im frühen Mittelalter aufgekommen war, wurde angefochten. Die Laieninvestitur entstand im Umfeld des Feudalsystems, in dem geistliche Würdenträger oft zugleich weltliche Herrscher und damit Vasallen des Königs waren. Kaiser und Könige versuchten, die reichen und mächtigen geistlichen Würdenträger an sich zu binden, indem sie ihnen im Gegenzug Schutz anboten. Den weltlichen Landesherren war die Loyalität der Bischöfe und Äbte meist wichtiger als deren moralische Integrität. In der Mitte des 11. Jahrhunderts gab es in Teilen Frankreichs und Englands sowie im Heiligen Römischen Reich eine starke Bewegung zur Reformierung der Kirche. Die Reformer kritisierten, dass die Laieninvestitur nicht den alten Kirchengesetzen entsprach, und führten auf sie den moralischen Verfall des damaligen Klerus zurück, insbesondere dessen Nachsicht gegenüber der Nichteinhaltung des Zölibats sowie der weit verbreiteten Simonie, dem Kauf und Verkauf von Kirchenämtern. Unter Papst Leo IX. fasste die Kirchenreform auch in Rom Fuß. 1059 verurteilte Papst Nikolaus II. die Laieninvestitur; gleichzeitig schloss er den Kaiser von einer rechtswirksamen Teilnahme an der Papstwahl aus. Papst Gregor VII. erklärte 1075 im "Dictatum Papae" den Bischof von Rom als alleinigen und unbeschränkten Herr der Kirche, auch über den Metropoliten von Byzanz; er verbot ausdrücklich jede Laieninvestitur und nahm das alleinige Recht in Anspruch, kaiserliche Würdezeichen zu tragen, Kaiser abzusetzen und die Untertanen eines ungerechten Herrschers vom Treueeid zu entbinden. Der machtbewusste Gregor verfocht das Konzept einer Theokratie, in der alle "weltlichen" Herrscher ihm unterstehen. Das erregte den Zorn des Königs Heinrich IV., er forderte den Papst auf, vom Stuhl Petri zu steigen; daraufhin wurde er nun seinerseits von Papst Gregor VII. gebannt. Nun unterstützten die meisten Reichsfürsten den Papst: die geistlichen Fürsten fürchteten um ihr Amt, die weltlichen sahen die Gelegenheit, den König zu schwächen und so ihren Einfluss stärken zu können. Sie verpflichteten ihn, binnen eines Jahres sich aus dem Bann zu lösen. Deshalb musste Heinrich 1077 den berühmten Buß-Gang nach Canossa antreten, wo er sich im Büßergewand dem Papst unterwarf. Tatsächlich hatte sich der Papst in der Burg, die Gräfin Mathilde von Tuscien gehörte, wohl verschanzt weil er Heinrichs aufmarschierende Truppen fürchtete, der auch Unterstützung von den Lombarden erhielt. Papst und König haben verhandelt, Heinrich hat die Rechte der Kirche anerkannt, aber auch die Lösung des Bannes erreicht und damit die Loyalität der Fürsten. Dennoch baute der Papst Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig auf; erst nach langen Bürgerkriegen konnte Heinrich IV. sich 1087 schließlich durchsetzen. 1084 schon konnte er Gregor VII. aus Rom vertreiben und sich von Gegenpapst Clemens III. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches krönen lassen. Dieser direkte Widerstreit endete mit Gregors Tod im Exil 1085; sein Feldzug gegen die Laieninvestitur schien damit gescheitert."


Tapisserie: Mathilde von Tuscien vor Papst Gregor, Vatikanische Museen in Rom
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Eduard Schwoiser: Heinrich vor Canossa, nach 1852, Stiftung Maximilianeum in München
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Investiturstreit
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