Locke, John




 

 John Locke

 

*29.8.1632 in Wrington bei Bristol

†28.10.1704 in Oates, Epping Forest, Essex




Englischer Philosoph, Psychologe, Pädagoge, Aufklärer, Begründer des Liberalismus. Mit Isaac Newton und David Hume Hauptvertreter des britischen Empirismus. Neben Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau Vertreter des Sozialkontrakts; Theoretiker des Naturrechts.

Seine Schriften befassen sich mit Themen der Erkenntnistheorie, Rechts- und Staatsphilosophie, Ökonomie, Finanzwissenschaften, Mathematik, Medizin, Pädagogik, Theologie und Kirchenpolitik. Die religiösen und politischen Schriften übten einen großen Einfluss auf die Zeitgenossen aus. In seinen rationalen Schriften forderte er unter anderem religiöse Toleranz, Gewaltenteilung in der konstitutionellen Monarchie, bürgerliche Freiheiten und die Trennung von Kirche und Staat. Seine politische Philosophie beeinflusste die Unabhängigkeitserklärung der USA, die Charta der Vereinten Nationen sowie die Verfassungen anderer liberaler Staaten.

Obwohl kein Theoretiker der Internationalen Beziehungen gilt er als ein Stammvater des Idealismus und ist insofern paradigmatischer Gegenpol zu Thomas Hobbes als einem der Begründer des Realismus.

Locke schrieb seine Werke vor dem Hintergrund der Konflikte zwischen Parlament und Krone. Zu seiner Zeit waren es keine abstrakten Überlegungen, sondern argumentative Waffen im Konflikt um die neue Gesellschaftsordnung. Dabei stand das absolute Recht des Königs gegen die Ansprüche des Bürgertums auf Regierungsbeteiligung und eigene Rechte gegenüber dem König. Locke begründet, warum die Macht der Herrschenden eingeschränkt sein sollte.


In seinem Hauptwerk „The Second Treatise of Civil Government“ (Zwei Abhandlungen über die Regierung) schreibt Locke von natürlich gegebenen Rechten der Menschen aus. Er setzt bestimmte Annahmen über den Zustand des Menschen in Abwesenheit des Staates und leitet von diesen ab, wie die Menschen im Naturzustand zusammen gelebt haben. Gesellschaften bilden sich durch die Anhäufung von Eigentum. Mithilfe seiner Vertragstheorie begründet Locke, wie Gesellschaftsverträge und Regierungen sich herausgebildet haben. Da diese Regierungen nur geschaffen wurden, um bestimmten menschlichen Zwecken zu dienen, kann er legitime und illegitime Regierungen unterscheiden. Ein Recht auf Revolution sieht Lock gegen illegitime Regierungen.


Werdegang


1632 Geburt in eine wohlhabende Familie, die im Englischen Bürgerkrieg 1642-1649 die parlamentarische Seite unterstützt

1647 Besuch der königlichen Westminster School in London

1652 Studium der “klassischen  Wissenschaften” am Christ Church College der Oxford-Universität

1656 Bachelor of Arts an der Oxford-Universität
1658 Master of Arts an der Oxford-Universität

1660-1662 Dozent für Griechisch, Rhetorik und Ethik

1661 Tod des Vaters; finanzielle Unabhängigkeit durch alleinige Erbschaft

1665 Tätigkeit als Sekretär bei dem Gesandten Walter Vane; Teilnahme an Verhandlungen mit dem brandenburgischen Kurfürsten in Kleve

1666 Rückkehr nach Oxford, um sich medizinischen Studien zu widmen. Im selben Jahr Zusammentreffen mit Anthony Ashley-Cooper, späterer 1st Earl of Shaftesbury, der sich in Oxford einer Therapie gegen seine Lebererkrankung  unterzog

1667 Tätigkeit als Leibarzt von Anthony Ashley-Cooper

1668 Mitgliedschaft in der Royal Society

1672 Ashley-Cooper vermittelt Locke einen niedrigen Regierungsposten

1675-1679 Frankreich-Aufenthalt,  Änderung seiner royalistisch-konservativen Einstellung

1683-1688 Aufenthalt in Holland aus Anlass der Verschwörungen gegen Karl II. und Jakob II.

1689 Machtantritt Wilhelm von Oraniens im Zuge der „Glorious Revolution“. Angebot eines Regierungspostens, den Locke aus gesundheitlichen Gründen ablehnt

1689 Hauptwerk: Two Treatises of Government; darin werden Gleichheit, Freiheit und Recht auf Unverletzlichkeit von Person und Eigentum zu den höchsten Rechtsgütern erklärt

1704 Locke stirbt in seinem Arbeitszimmer



Primärliteratur



Bücher


Epistola de Tolerantia (Engl.: A Letter Concerning Toleration) 1689.

Deutsch: Brief über Toleranz. Paderborn: Voltmedia 2007.


An Essay Concerning Humane Understanding: In Four Books. London: T.Basset/E.Mory 1690.

Deutsch: Essay über den menschlichen Verstand. Hrsg. von Udo Thiel. Berlin: Akademie Verlag 2008.



Two Treatises of Government. London 1689.

Deutsch: Zwei Abhandlungen über die Regierung. Hrsg. von Bernd Ludwig und Michaela Rehm. Berlin: Akademie Verlag 2012.



Some Considerations of the Consequences of the Lowering of Interest, and the Raising

of the Value of Money. 1692. 5. Aufl. 1705.


Some Thoughts Concerning Education. 1693.

Deutsch: Gedanken über Erziehung. Stuttgart: Reclam 2007.


The Reasonableness of Christianity as Deliver´d in the Scriptures. 1695.


Of the Conduct of the Understanding. 1706.

Deutsch: Die Leitung des Verstandes. Schutterwald: Wiss. Verl. 1999.  


Bürgerliche Gesellschaft und Staatsgewalt. Westberlin: Das Europäische Buch 1986.  



Sekundärliteratur


Bar, Ludwig von: Die Philosophie Shaftesburys im Gefüge der mundanen Vernunft der frühen Neuzeit. Würzburg: Königshausen und Neumann 2007.


Bouillon, Hardy: John Locke. Sankt Augustin: Academia 1997.  

Dunn, John: The Political Thought of John Locke: An Historical Account of the Argument of the "Two Treatises of Government". London: Cambridge University Press 1969.


Euchner, Walter: John Locke zur Einführung. Hamburg: Junius 2004.



Held, Susann: Eigentum und Herrschaft bei John Locke und Immanuel Kant.  Berlin: Lit 2006.  

Kainz, Peter: John Locke (1632-1704). In: Böttcher, Winfried (Hrsg.): Klassiker des europäischen Denkens. Friedens- und Europavorstellungen aus 700 Jahren europäischer Kulturgeschichte. Baden-Baden: Nomos 2014. S. 156-164.


Kreimendahl, Lothar (Hrsg.): Themenschwerpunkt: John Locke - Aspekte seiner theoretischen und praktischen Philosophie. Hamburg: Meiner 2006.  

Leyden, W. von: Hobbes and Locke: The Politics of Freedom and Obligation. London: MacMillan 1983. 


Lezius, Friedrich: Der Toleranzbegriff Lockes und Pufendorfs. Aalen: Scientia 1987.


Meyer, Rolf:  Eigentum, Repräsentation und Gewaltenteilung in der politischen Theorie von John Locke. Frankfurt am Main: Peter Lang 1991.  


Panknin-Schappert, Helke: Die transzendentale Bedeutung der Kraft in der Erkenntnislehre Lockes und Humes. Frankfurt am Main: Peter Lang 1992.  


Peters, Jörg Thomas: Der Arbeitsbegriff bei John Locke. Münster: Lit 1997.

Pfetsch, Frank R.: Theoretiker der Politik. Baden-Baden: Nomos 2012.


Rogers, Graham A. J.: Locke's Enlightenment. Hildesheim: Olms 1998.


Schwitzgebel, Gottfried: Edward Stillingfleet als Kritiker der Ideenlehre John Lockes. Frankfurt am Main: Peter Lang 2000.


Specht, Rainer: John Locke. München: Beck 2007.  


Specht, Rainer: Das Allgemeine bei Locke. Berlin: De Gruyter 2011.


Tomida, Yasuhiko: The Lost Paradigm of the Theory of Ideas: Essays and Discussions with John W. Yolton. Hildesheim: Olms 2007.


Thiel, Udo:  John Locke.  Reinbek: Rowohlt 1990.


Tomida, Yasuhiko: Quine, Rorty, Locke. Hildesheim: Olms 2007.


Walter, Karl-Friedrich: Der Sachverhalt bei John Locke. Hamburg: Kovač 1995.  



Zum Weiterlesen


Knutsen, Torbjörn L.: A History of International Relations Theory. Manchester: Manchester University Press 1992.



Weblinks


Biographie: http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=1173&RID=1


John Locke Foundation: http://www.johnlocke.org/


Digital Locke Project: http://www.digitallockeproject.nl


Literatur von und über Locke, Katalog der deutschen Nationalbibliothek: https://portal.dnb.de/opac.htm?query=%22john+locke%22&method=simpleSearch


Literatur von und über Locke, John Locke Resources. Projekt der Pennsylvania State University:  http://www.libraries.psu.edu/tas/locke/



FP